Ansitzangeln bei Nacht
Abends kehrt langsam Ruhe ein und viele Fische ziehen in die flachen Uferregionen, um hier nach Futter zu suchen. Ob auf Aal oder auf Karpfen, auf Hecht oder Zander, die meisten unserer heimischen Fische sind im Sommer am besten nachts zu überlisten. Damit euer Nachtansitz gut gelingt, wollen wir Euch einige nützliche Tipps mit ans Wasser geben.
Eigentlich habe ich ja immer Probleme mit den guten Ratschlägen - man liest einen interessanten Artikel und nimmt sich fest vor, alles zu beherzigen und am Wasser angekommen ist alles vergessen. Gerade beim Ansitz in der Nacht habe ich aber gelernt, dass es sehr brauchbare Tipps gibt, die auch leicht umzusetzen sind und die ganze Sache leichter machen.
Die Angelstelle
Ich beangle zwar viele fremde Gewässer, aber zum Nachtangeln bevorzuge ich Plätze, die ich bereits kenne. Dabei sind am Tage gut besuchte Angelstellen eine erste Wahl, da das aufgewühlte Wasser auch das Futter der Fische aufwirbelt. Auch die meisten anderen Uferbereiche zwischen 1 Meter und 1,5 Meter sind im Sommer ideal. Wenn es doch mal anders kommt, dann beginne ich das Angeln immer bei Licht, damit ich ein Gefühl für den Platz bekomme.
Damit der nächtliche Drill sicher gelingt, muss man etwaige Hindernisse im Wasser bereits kennen, bevor es dunkel wird. Auch überhängende Äste können schnell zum Problem werden. Ist genügend Platz in der Höhe vorhanden, um auch mit längeren Ruten sicher werfen zu können? Einige Probewürfe bei Tag sind hilfreich, um die Entfernungen richtig einzuschätzen. Beangelt man gezielt nur eine Stelle, ist eine kleine Leuchtboje über dem Futterplatz die beste Wahl.
Eine Pose mit Knicklicht oder ein Stück Styropor mit Leuchtband beklebt reichen in den meisten Fällen aus. Kann ich mich mit meiner Ausrüstung niederlassen, ohne das mir was ins Wasser kullert oder ich darüber stolpere, wenn ich einen Fisch landen will?
Beim Angeln am Fluss z.B. auf den Buhnen der Oder sollte man sich vergewissern, dass man alle Hindernisse aus dem Weg geräumt hat, über die man vielleicht stolpern könnte und sich auch die Steinpackung genau ansehen. Ein unfreiwilliges Bad ist ja nicht so schlimm, aber wenn einen der Fluss wegreisst, dann hört der Spass auf.
Da viele unserer Zielfische nachts im flachen Uferbereich zu finden sind, ist es überaus wichtig, sich an der Angelstelle ruhig zu verhalten. Laute Geräusche haben schnell alle Fische vertrieben, bevor es mit dem Angeln überhaupt losgeht. Ich richte meinen Platz gerne einige Meter von den Ruten und vom Ufer entfernt ein und bin dennoch in wenigen Sekunden an der Rute, wenn es schnell gehen muss. Ohne Licht geht gar nix! Um sich in der Dunkelheit zurechtzufinden, braucht man die richtige Beleuchtung.
Viele Angler machen aber den Fehler, zu starke Lichtquellen auszuwählen und bleiben erstmal blind, wenn das Licht wieder aus ist. Das menschliche Auge benötigt ca. eine halbe Stunde, um sich wieder an das Sehen im Dunkeln zu gewöhnen, nachdem einmal Licht gebrannt hat. Es gibt sogar Angler, die ein Auge zukneifen, solange die Taschenlampe brennt.
Auch ne Methode. Weil das bei mir aber nicht klappt mit dem Zukneifen, benutze ich eine Kopflampe mit verschiedenen Leuchtstärken und farbigen Aufsätzen. Der rote Aufsatz dient auch zum Würmersuchen, da diese bei rotem Licht nicht erschreckt werden. Ich versuche immer, nur die geringste Leuchtkraft zu verwenden, um die Augen nicht zu sehr zu blenden. Am besten geht das bei mir mit einem grünen Aufsatz.
Bei den Kopflampen sollte man darauf achten, dass das Batteriefach nicht zu schwer ist, sonst kann die Lampe schnell unbequem werden. In hellen Nächten kann man auch ganz ohne Lampe auskommen, nur beim Einpacken sollte man sie verwenden, um auch wirklich nichts zu vergessen.
Beim Montieren ist ein Teelicht oder eine Kerze im Einmachglas eine grosse Hilfe, es kann die ganze Zeit brennen und blendet nicht so stark wie eine Lampe. Und nicht vergessen: Niemals auf das Wasser leuchten, das vertreibt die Fische, besonders wenn ufernah geangelt wird. Ich sehe immer wieder Angler, die beim Auswerfen oder beim Montieren das ganze Gewässer ableuchten.
Das Weisse Tuch
Kaum ein Artikel übers Nachtangeln, in dem nicht das weisse Tuch angesprochen wird, auf dem man seine Siebensachen ausbreitet. Anfangs fand ich es eher lächerlich, aber nachdem ich es einmal ausprobiert habe, möchte ich nicht mehr darauf verzichten. Das Tuch, ungefähr in Geschirrtuchgröße wird direkt neben dem Stuhl ausgebreitet und alle benötigten Utensilien werden darauf abgelegt. Messer, Lösezange, Taschenlampe, Vorfächer, Bleie, Knicklichter, das gesamte Gerät eben, das für die Durchführung der verschiedenen Arbeiten beim Nachtangeln benötigt wird.
Mittlerweile habe ich mir eine bestimmte Reihenfolge angewöhnt, so dass ich fast blind nach unten greife und das benötigte Teil finde. Da ich nach Möglichkeit auf zusätzliche Beleuchtung verzichte, hilft es mir ungemein, das alles bei jedem Angelausflug an der gleichen Stelle liegt. Probiert es einfach mal aus, ihr werdet sehen, das die Angelei viel ruhiger vonstatten geht, wenn man sein Gerät zusammenhat und alles sofort griffbereit ist.
Scheiss Mücken
Die Plagegeister können zum Albtraum jedes Nachtanglers werden. Kaum ist die Dämmerung hereingebrochen, fallen sie über uns her und vor lauter Umsichschlagen kommt man kaum noch zum Angeln. Auf dem Land sind ja viele Menschen ziemlich immun gegen die Stechmücken, aber die Haut des sensiblen Städters verlangt nach Hilfe - und zwar vorher und nachher! In den Apotheken finden sich jedes Jahr neue Mittelchen und ich habe auch schon viele davon ausprobiert. Von der schwedischen Teerpaste aus dem Outdoorladen bis zur chemischen Keule, einmal sogar elektrisch. Mal hilfts, mal nicht!
Seit zwei Jahren schwöre ich auf Azaron, manchmal versagt das aber auch. Das Standardmückenmittel Autan konnte ich bisher nie leiden, weil es mir nie geholfen hat, aber dieses Jahr hat es ein "Gut" bei der Stiftung Warentest bekommen, also muss es wohl was bewirken.
Vorbeugend rate ich zu heller Kleidung, vor allem bei den Socken. Schwarze Socken wirken nämlich besonders anziehend auf die Mücken. Aber auch der Rest der Kleidung sollte so hell wie möglich sein, man kann die Viecher dann auch besser sehen. Wenn's zuviel wird, kann man sich ein spezielles Moskitonetz über den Kopf stülpen, das wird dann am Hals ein bischen zusammengezogen.
Zwar nicht so bequem, aber sehr hilfreich während der üblichen kleinen Arbeiten. Wers ausprobieren will, kann sich auch einen batteriebetriebenen Insektenschutz mitnehmen, ich habe damit aber nur schlechte Erfahrungen, in den masurischen Wäldern konnte man damit zumindest keine einzige Mücke abschrecken. Plagegeister wie auf dem Foto stören mich nicht weiter, ich schaue den Ratten und Mäusen gerne zu, wenn sie sich wieder und wieder anschleichen.
Wer aber nicht will, dass sie sich am Futter oder am Abendbrot beteiligen, der sollte seine Eimer immer gut verschliessen und das Essen in Plastikboxen aufbewahren.
Nie Allein
Jeder weiss, wie sich in der Dunkelheit die Dinge verändern. Eben noch hat man die Dinge schummrig im letzten Dämmerlicht erkennen können, aber jetzt scheint jedes Geräusch plötzlich lauter, die Schatten wirken geheimnisvoller und der uralte Instinkt erhöhter nächtlicher Wachsamkeit schärft unsere Sinne.
Aus eigener Erfahrung kann ich zwar bisher nicht über unangenehme Zwischenfälle berichten, aber in meinem Bekanntenkreis sind schon einige unschöne Dinge vorgekommen.
Soll heissen: Ich gehe nachts nie alleine ans Wasser. Der Angelkumpel hilft ja nicht nur beim Keschern und Landen eines Fisches, sondern ist gleichzeitig Gesprächspartner in den einsamen, späten Stunden und zu zweit ist man einfach wehrhafter, wenn ungebetener Besuch kommt.
Gerade in der Hauptstadt und deren näherer Umgebung kann man nachts leicht auf die üblichen lichtscheuen Gestalten treffen. Nicht das man zu zweit allen Gefahren gewappnet wäre, aber man fühlt sich einfach wohler... ...
Ungebetene Gäste der Nacht |
Wels in der Oder
01.12.2008, Autor: Jürgen
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