Oder-Hochwasser bei Güstebieser Loose
Am Pfingstsonntag wollte ich mir selbst ein Bild machen vom herannahenden Oderhochwasser und dabei gleich einmal ein Stück der polnischen Oderseite erkunden.
Also ab über Bad-Freienwalde nach Hohenwutzen und dort über die Oderbrücke nach Polen. Das Hochwasser hält sich auf den ersten Blick absolut in Grenzen, die Oder fliesst satt und breit wie immer dahin, vielleicht etwas ausladender als gewohnt. Hinter der Brücke befindet sich links ein wildwestartiger Polenmarkt auf einem alten Industriegelände - eine bunte Mischung aus Tankstellen, fliegenden Händlern, Fahrradverkauf und Friseursalons. Rechts hinter dem Markt ist schon die Abfahrt nach Gozdowice (vormals Güstebiese) ausgeschildert.
Die etwas holprige, aber gut befahrbare Strasse geht direkt an der Oder, bzw. den vorgelagerten Schwemmwiesen entlang. Während auf der deutschen Seite das Oderufer befestigt und eingedeicht ist, sind hier auf der polnischen Seite weite Landstriche überschwemmt. Aber es sieht eher so aus als wäre das schon immer so. Die kleinen Dörfer am Strassenrand (Stary Kostrzynek, Stara Rudnica, Siekierki, Stare Lysogorki machen einen etwas heruntergekommenen und farblosen Eindruck - viel los ist hier nicht - aber es ist ja auch Sonntag. In Stara Rudnica mache ich eine kleine Pause. Ein Weg führt direkt zum gefluteten Oder-Hinterland. Eine Fischerfamilie flickt Netze, der Weg führt direkt ins Wasser, an der Seite liegt idyllisch ein alter Kahn. Im Hintergrund der Wiesen halten sich viele Dutzende von Schwänen auf - Vogelparadies.
Zwischen Siekierki und Stare Lysogorki (auf der Westseite ist hier Zollbrücke) befindet sich links ein grosser Soldatenfriedhof - vor der Zufahrt ist ein martialischer Panzer aufgebaut. Dies ist nicht das einzige Denkmal. Die Oderoffensive hat hier allerorten ihre Heldengedenkplätze hinterlassen, die, im Gegensatz zu den Häusern, ordentlich herausgeputzt sind. Noch ein paar Kilometer und ich bin in Gozdowice, dem polnischen Gegenüber von Güstebieser Loose. Vor einem weiteren Denkmal und Kriegsmuseum macht die Strasse einen Schlenker nach rechts und man gelangt zu dem kleinen Fährterminal direkt am Oderufer. In der Nähe gibts einen Parkplatz, eine Picknickwiese und unweit davon einen Kiosk. Von der Fähre ist allerdings weit und breit keine Spur. Die Zufahrtstrasse endet im Oderwasser - Aufklärung gibt ein Schild - wegen Hochwasser ist der Fährbetrieb unterbrochen. Tatsächlich schwappt das Wasser schon durch einen Drahtzaun hindurch und ein Festmachpoller steht im Wasser.
Rechts auf dem Betriebsgelände haben sich 2 Spinnangler auf einem Ponton positioniert und versuchen ihr Glück. Weitere polnische und deutsche Ausflügler kommen an oder ziehen wieder ab. Die Oder selbst macht einen friedlichen und majestätischen Eindruck - nach Gefahr sieht das noch nicht aus - das Schwemmland scheint noch einiges an Wasser zu vertragen. Tja, aber die geplante Überfahrt mit der Fähre nach Westen fällt zumindest schon mal aus. Ich fahre die Strecke nach Hohenwutzen wieder zurück, schaue mir noch ein paar Kriegsdenkmäler an und bemerke auf einmal, dass es hier unzählige Störche gibt. Für heute gabs zum Glück keine Flut, nur einen netten Sonntagsausflug
Oder bei Stary Kostrzynek |
Fischerkahn bei Stara Rudnika |
Keine Fähre in Gozdowice |
24.05.2010, Autor: Frank
Links:
Gozdowice bei Googlemaps
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