Drop-Shot-Flop am HotSpot
Gäbe es unter Anglern auch ein Wort des Jahres, dann wäre es in diesem Jahr sicherlich "Drop-Shot". Als sogar der "Märkische Angler" diesen Sommer mit Drop-Shot als Titelthema herauskam, war aber auch jedem klar, daß es sich hier nicht um eine bloße Modeerscheinung, sondern um einen mittlerweile akzeptierte Angelmethode handelt.
Wo man vor einigen Jahren noch hauptsächlich Blech oder hin und wieder einen Wobbler gesehen hat, sieht man jetzt fast nur noch Gummi. Selbst an den entlegensten Waldseen in der Uckermark findet man anstelle der gemütlichen Posenangler nun aktive Kopyto(ver)führer, die auch noch den letzten Hecht aus dem Unterholz locken.
Sei es nun die Drop-Shot-Methode oder das Angeln mit dem Gummifisch, was sich bei vielen noch nicht herumgesprochen hat, ist die Tatsache, daß man nicht nur einen anderen Köder verwendet, sondern dieser auch eine besondere Köderführung verlangt. Es reicht nicht aus, den Gummifisch zielstrebig einzukurbeln wie den alten Heintz-Blinker und dabei gelegentlich die Rute zu dieser oder jener Seite ausschlagen zu lassen.
Ich weiss noch, wie ich vor zehn Jahren am Sabinensee stand und meine ersten Wobbler austestete und dabei mal schnell, mal langsam kurbelnd dem Köder Leben einhauchen wollte und der Kollege neben mir kopfschüttelnd meinte, was ich denn da tue. Es reiche doch völlig aus, zügig einzuholen, die Fische würden doch sowieso darauf beissen, wenn sie gerade lustig sind und wenn nicht, dann eben nicht. Völlig perplex ob solcher Ignoranz stand ich stumm da und befragte mein Innerstes, ob ich lachen oder weinen solle.
Ist es wirklich nötig dauernd Neues auszuprobieren, immer wieder Geld auszugeben und sich auf noch ausgefuchstere Methoden einzulassen?
Ich meine ja.
Es liegt nun mal in der Natur des Menschen, die Dinge immer weiter zu entwickeln und sich nicht auf einem einmal erreichten Stand auszuruhen. Der Druck am Wasser wird immer höher, sowohl für den Fisch, als auch für den Angler. Er muss sich seinen Platz am Wasser mit wesentlich mehr Anglern teilen, als es früher der Fall war. Gleichzeitig gehen fast überall da, wo der Mensch nicht massiv mit Besatzmassnahmen eingreift, die Bestände zurück.
Wer heute seinen Fisch fangen will, muss sich mehr anstrengen, mehr überlegen und kommt um das Ausprobieren neuer Methoden nicht herum. Daß es oft mühselig ist, diese zu erlernen, scheint sich aberbei vielen Anglern nicht herumgesprochen zu haben.
Während noch vor wenigen Jahren neue Methoden oft rundheraus abgelehnt wurden, will man sie sich jetzt möglichst schnell aneignen, um in der Konkurrenz am Wasser bestehen zu können. Immer feiner werden die Schnüre gewählt, statt Stahl kommt jetzt HardMono ans Vorfach und die Ruten und Rollen aus Japan sind so filigran, daß man sie für Kinderspielzeug halten könnte.
Leute, mit diesem Gerät muss man anders umgehen, als mit dem Dreimeterprügel und der 35er Monofilen.
Es ist aber ein langer Weg, bis man für den Gummifisch in jeder Situation den richtigen Jigkopf auswählen kann und ihn dann auch spürt, wenn er den Grund berührt.
Es dauert lange, bis man in der verfluchten Absinkphase den kleinen Zupfer spürt, bei dem man kräftig anschlagen muss. Es ist nicht so, daß man sich eine Drop-Shot-Montage anbindet und die Zander dann Schlange stehen, um mal zubeissen zu dürfen. Es ist frustrierend, nach Stunden ohne einen Zupfer nach Hause zu fahren und zu grübeln, was man den wieder falsch gemacht hat.
Man muss Geduld entwickeln, früher wurde die mal als eine der Haupteigenschaften eines Anglers genannt, heute ist die Frustrationstoleranz anscheinend deutlich niedriger. Die Zeit zum Angeln ist begrenzt, das teure Zeug muss doch was taugen, verdammt, wo bleibt der Biss...
Nehmt Euch Zeit, ohne Erfolgsdruck ein Gefühl zu entwickeln, daß die Rute nur eine Verlängerung eures Armes ist und wenn ihr vor eurem inneren Auge seht, wie der No-Action-Shad langsam nach unten fällt, der Stand-Up-Jig in einer kleinen Sandwolke aufstösst und in der Absinkphase nach dem nächsten Zupfer der Zander zuschlägt, dann, ja dann kommt wahrscheinlich schon die nächste Hammermethode, die noch besser ist.
13.12.2008, Autor: Jürgen
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