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Werbellinsee

"Werbellinsee? Oh, der ist schwer zu beangeln!" - Das ist die Standardantwort, die ich von vielen Anglern erhalten habe, die ich in den letzten Jahren zum Werbellinsee gefragt habe. Seine gewaltige Tiefe von bis zu sechzig Metern unterscheidet ihn von allen anderen Gewässern in der näheren Umgebung und flösst mir seit Jahren gehörigen Respekt ein, weil ich noch kaum auf solchen Gewässern geangelt habe.

Der Klarwassersee ist nur noch mit dem Stechlinsee zu vergleichen, hier wie dort fühlen sich die Maränen wohl und wie man weiss, folgt jedem Maränenschwarm einer oder mehrere Hechte. Wie aber die Fische finden auf dieser großen Fläche, noch dazu, wo das Schleppen hier streng verboten ist.  Die Maränen im Werbellinsee gehören übrigens zu einer kleinen Art und werden selten über 100 Gramm schwer.

Den Ratschlägen der Kollegen folgend wollten wir unser Boot gleich im südlichen Bereich des Sees einsetzen, dort sei leichter, den Fisch zu finden. Kurz vor neun schlugen wir auf dem neuen Gelände beim Fischer auf, die Frauen aus dem Imbiss hatten gerade die Türen aufgeschlossen. Draussen war ein Fischer am Räucherofen beschäftigt und den musste ich natürlich ein bißchen ausfragen. 
Er meinte allerdings, dass seine Reusen im Süden zur Zeit leer blieben und er seine Hechte hier oben im nördlichen Bereich fing. Kurzerhand wurde umdisponiert und das Portabote gleich beim Fischer zu Wasser gelassen. Bei strahlendem Herbstwetter und starkem Wind ging es los.

Zuerst befischten wir das Ufer auf der Strassenseite in Bereichen zwischen sieben und fünfzehm Metern Tiefe. Frank hatte bald den ersten Biss, konnte ihn aber leider nicht verwandeln. Der Wind bliess heftig und das Wasser schlug bei jedem Wellental ins Boot. Bald erschienen die ersten Fischsymbole auf dem Echolot, allerdings sahen die nicht nach einem Maränenschwarm aus, sondern nach einzelnen Brassen oder Plötzen. 

Wir fuhren ein Stück weiter südlich und an einer engen Stelle erreichten wir das Mittelwasser bei ca. vierzig Metern Tiefe.  Auf halber Höhe war das Echolot jetzt voller Fischsymbole. Wir liessen uns mehrmals über diesen Bereich treiben und schliesslich hatte ich einen schönen Biss auf einen in dieser Tiefe geführten Gummifisch. Eine dunkle Hechtdame erschien bald darauf an der Oberfläche, sie hatte den Gummi förmlich inhaliert und blutete im Kiemenbereich.

Da sie leider nicht zu retten war, wird sie morgen in der Röhre zubereitet. Als sich hier nichts mehr tat, fuhren wir auf der Waldseite ein Stück zurück, aber auf der ganzen Strecke zeigten sich keine Fischsymbole. Also wieder rüber auf die andere Seite.

Dort trieben wir im Wind auf eine Bucht zu, wo sich bei ca. zehn Metern die Fische aufhielten. Bald hatte ich den nächsten Biss, schlug aber zu schwach an  und der Fisch konnte sich frei schütteln. Dann hatte Frank wieder einen Biss, aber nur sehr halbherzig, gleich darauf wieder bei mir, aber nicht mal zum Anschlagen hatte es gereicht. Anscheinend war die Gier nicht mehr soo groß.

Mittlerweile war es auch Nachmittag geworden und die Erschöpfung stellte sich langsam ein. Hochzufrieden, dem Werbellinsee gleich beim ersten Besuch einen schönen Fisch abluchsen zu können, traten wir die Heimfahrt an.

Was für eine Freude, dem Werbellinsee gleich beim ersten Besuch einen so schönen Fisch abluchsen zu können. 
Der Fische hatte übrigens heute auch dreissig Kilo Hecht in seinen Stellnetzen, sein Rat war uns heute Gold wert.

Eins ist sicher: Wir kommen wieder.


Das neue Gelände des Fischers.


Die Echolotanzeige mit einigen Fischsymbolen. Später waren deutlich mehr Symbole zu sehen, aber keine Zeit für ein Foto ;-)


Hier ungefähr hatte ich den Biss der Hechtdame.


Wels in der Oder

01.12.2008, Autor: Jürgen


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