Doppelt Lehrgeld Bezahlt!
Bevor mich der Festtagsstress ereilt, wollte ich gerne noch einen Besuch in der Uckermark machen. Ich hatte mich mit meinem Kumpel am Klaren See bei Temmen verabredet, wo wir wieder den Kahn eines Bekannten nutzen konnten. Als wir gegen zehn Uhr am See eintrafen, hätten wir gleich wieder umdrehen sollen.
Der Trecker des Fischers stand nämlich am Ufer und weit hinten konnten wir den Fischer auch hantieren sehen. Wenn der Fischer auf dem See ist, soll man zuhause bleiben, sagen die Leute dort in der Gegend. Und Sie haben wohl recht. Der Fischer hatte am Tag zuvor Netze gestellt und uns fielen bald die Augen raus, als wir seine Beute begutachten konnten.
An die zwanzig Hechte, drei gute Zander und einige hervorragende Barsche schwammen in der Tonne. Einer davon hätte uns schon glücklich gemacht, aber alle Bemühungen blieben heute erfolglos.
Als wir alle brauchbaren Stellen ohne einen einzigen Biss abgeklappert hatten, versuchten wir dennoch weiter unser Glück und auf dem Rückweg zum Liegeplatz hatte ich plötzlich einen Hänger.
Aber nein, das war kein Hänger, irgendwas hing da an der Leine. Aber es kämpfte nicht. Ich tippte auf einen Karpfen oder Brassen, den ich in der Seite gehakt hatte. Als ich schliesslich weit genug eingeholt hatte, kam ein guter mittachtziger Hecht zum Vorschein, das Vorfach quer im Maul und an der Seite steckte ein einziger Drillingshaken locker im Fleisch.
Da ich meinen Grip nicht gleich zur Hand hatte, fasste ich dem Hecht kurzerhand hinter die Kiemen und, ihr ahnt es schon, schrie auch gleich um Hilfe, denn ich hatte mitten in die Kiemen reingefasst. Schon schoss das Blut aus meinen Fingern.
Der Hecht hat meine Verwirrung sofort genutzt, der Haken war mittlerweile eh schon abgefallen und mit einem schnellen Schlag hatte sich der Hecht aus meiner Hand befreit und verschwand unter dem Boot.
Es waren nur sehr kleine Schnitte, es tat auch nicht weh, aber es blutete und blutete und wollte gar nicht mehr aufhören. Wir waren längst an Land, ich hatte schon ein ganzes Handtuch eingesaut, aber erst, als ich Pflaster aufklebte, hörte es zu bluten auf.
Also Erstens: Wenn der Fischer auf dem See ist, fahr lieber woanders hin!
Zweitens: Fasse einem grossen Hecht nie in die Kiemen!
Postscriptum: Für alle, die jetzt wieder sagen wollen, daß der Fischer so den See leer macht: So einen Fang macht der Fischer alle Jubeljahre mal und ich bin überzeugt, dass er den Hechtbestand des Klaren Sees damit nicht sonderlich beeindruckt hat.
Wels in der Oder
01.12.2008, Autor: Jürgen
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