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ANGEL Literatur

Früher war alles besser!

Der Stadtangler angelt jetzt seit sieben Jahren in den Gewässern rund um Berlin (meist im Norden). Wir haben viele Angler getroffen und sind auch manchem mit zu vielen Fragen auf die Nerven gegangen. Wenn man aber neue Gewässer kennenlernen will und sich nun gar nicht auskennt, dann ist neben dem Echolot der Angler am fremden Gewässer die beste Informationsquelle. Aus den vielen Gesprächen mit anderen Anglern ist vor allem Eines hängen geblieben: Früher war alles besser! Es gab weniger Bürokratie, weniger Angler und vor allem viel mehr Fisch! Das hört man nicht nur hier in Brandenburg, aber in den neuen Bundesländern wurde anscheinend früher nur von wenigen Leuten geangelt und die Masse der Berliner Angler, die nach der Grenzöffnung an die Gewässer der Umgebung zog, hat manchem einheimischen Angler kräftig die Lust verdorben. Beim Stadtangler ziehen wir gedanklich immer Kreise auf der Karte rund um Berlin, wenn wir gemeinsam zum Angeln rausfahren wollen. Meist bestimmt die zur Verfügung stehende Zeit auch die Auswahl des Gewässers. Der erste Kreis reicht im Norden so bis Wandlitz bzw. bis zum Hellsee. Da ist man binnen einer guten halben Stunde am Wasser und kann auch mal für einen netten Abend rausfahren-allerdings ist die Aussicht auf Fisch hier eher Glückssache und die wenigen Angelstellen sind häufig besetzt. Der nächste Abschnitt reicht dann so bis zum Werbellinsee und umfasst den Finowkanal und Teile des Oder-Havel-Kanals. Wenn man weiß, wohin genau man will, ist das auch nicht weit und für einen Tagestrip genau die richtige Entfernung-die Chance auf Fisch ist hier schon höher, aber man kann auch leicht leer ausgehen. Dann kommen die Seen der Uckermark im Norden und die Oder im Osten. Hierher fährt man schon ne Ecke länger und ein Kurztrip will gut vorbereitet sein. Wenn man sich aber auskennt, dann sind die Chancen auf einen guten Fang hier deutlich höher, als direkt bei Berlin (die Gewässer in Berlin selbst lassen wir mal aussen vor). Nun sollte man annehmen, dass genügend Gewässer vorhanden sind, um für alle Angler genug Platz und genug Fisch zu bieten, aber gerade rund um Berlin scheinen sich die Bedingungen in den letzen Jahren erheblich zum Schlechteren gewandt haben. An den Kanälen habe ich im vergangenen Jahr fast nur enttäuschte Angler getroffen. Neben der Zunahme der Angler wird hier auch oft der ansteigende Schiffsverkehr als Argument eingebracht, warum man nicht mehr fängt wie früher. Dieses Argument leuchtet mir wenig ein, in vielen anderen Kanälen gibt es auch viel Schiffsverkehr und trotzdem genug Fisch. Wenn ich aber höre, dass der Kanal zu flach ist, bzw. die Schiffe zu tief und am Boden keine Pflanzen mehr wachsen, dann leuchtet mir das ein. Wie sich das genau verhält, will der Stadtangler aber noch herausfinden. Für den ersten Kreis um Berlin würde ich schon fast von Überfischung sprechen - siehe auch die bescheiden Situation in den Kanälen der Gegend, oben in der Uckermark von einem hohen Angeldruck auf die Gewässer. Für die Oder wage ich keine Prognose, dazu kenne ich die Situation am Fluß zu wenig. Aber auch hier habe ich schon viele Stimmen gehört, die einen starken Rückgang des Fischbestandesbeklagen. Sei es, dass die ortsansässigen Fischer zu gierig seien und ihre Netze z.B. zur Zeit des Aufstiegs der Quappen quer über den Fluss spannen, oder sei es dass zu viele Angeltouristen dem Fluss zusetzen. In den Angelzeitschriften wird die Oder ja immer als der "fischreichste" Fluss Deutschlands beschrieben. Das kann ich zwar aus eigener Erfahrung leider noch nicht bestätigen, dass die Oder aber ein fischreicher Fluss ist, kann man auch selbst erleben, wenn man im Sommer abends an einer Buhne sitzt und den vielfältigen Geräuschen lauscht, die die sonst so leisen Fische produzieren. Ich habe versucht, zum Thema Angeldruck und Überfischung hier mal einige Punkte anzureissen, die uns als Berliner oder Brandenburger Angler angehen. Natürlich ist dazu längst nicht alles gesagt, es wird spannend bleiben zu sehen, wie sich die Lage weiter entwickelt. Gleichzeitig geht es aber auch um die Frage: Wohin als Berliner, der kein Stammgewässer hat? Wie weit muss ich fahren, um weit genug von der Stadt weg zu sein, aber gleichzeitig nicht zu viel meiner wertvollen Angelzeit im Auto zu verbringen.


Die Havel

Wels in der Oder

01.12.2008, Autor: Jürgen


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