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Der Rummelsburger See

Rummelsburg! Dieser Name war mir schon bekannt, als ich Ende der achtziger Jahre in Kreuzberg lebte. Nicht nur, dass dort ein bekanntes Gefängnis untergebracht war, im Winter kamen immer die üblen Braunkohlewolken aus dieser Ecke, die das Atmen schwermachten.
Damit ist jetzt Schluss. Nicht nur das Heizkraftwerk hat neue Filter verpasst bekommen, nein, gleich die ganze Bucht ist grundsaniert worden. Im Zuge des Ausbaus der Stralauer Halbinsel zum modernen Wohngebiet wurde der verseuchte Boden ausgegraben, mit Kies aufgefüllt und ein unterirdisches Belüftungssystem eingerichtet.
Seitdem riecht es hier schon viel besser, auch wenn heute nachmittag aus unerfindlichen Gründen die Luft immer noch nach Braunkohle roch. Weiss ich auch nicht, wo das herkam, bei fast dreissig Grad und Sonnenschein. Es hat sich viel verändert hier. Überall die neuen Wohnsiedlungen (meist für Besserverdiener, aber auch viele Familien), gepflegte Wege und viele Verbotsschilder, aber dennoch finden sich viele Plätze, um die Angel zu werfen.
Es empfiehlt sich, das Auto auf dem Parkplatz in der Glasbläseralle abzustellen, weil an den Neubauten kaum ein freier Platz zu finden ist. Hier entscheidet man sich, ob man links oder rechts der Bucht angeln will. Rund um die Bucht führt ein Fußweg, der uns zu den meisten Plätzen führt.
Linkerhand ist das Ende der Bucht mir einigen guten Stellen, dann kommen die Neubauten mit den Spundwänden. Zum Teil ist der Zutritt verboten, aber ansässige Angler lassen sich davon nicht stören. Es hat sich wohl noch keiner beschwert.
Mit leichtem Gepäck marschieren wir den Fußweg rechts entlang bis zum alten Speicher. Hier stehen meist die ersten Angler, manche sind den ganzen Tag hier, aber lohnen tut es sich eigentlich erst abends. Dann wird es auch am Ufer ruhiger, weil der Fußgängerverkehr nachlässt.
Nach dem Speicher ist ein großes Plateau ins Wasser gelassen und gleich daneben ein Stahlsteg. Dazwischen finden sich Wasserpflanzen, eine gute Stelle für den Ansitzangler. Entlang der Spundwand kann man versuchen, die Rapfen zu überlisten, die im Sommer den Schwärmen von Jungfischen nachstellen.
Kurz vor dem Hafen endet der Fussweg, aber es sind nur fünf Minuten, das Gelände zu umrunden. Allerdings wird es hier schon enger, private Stege verhindern, dass man ans Wasser gelangt. An dieser Stelle ist die Bucht durch einen im Wasser verlaufenden Zaun von der Spree abgetrennt. Nur über eine schmale Lücke gelangen die Boote in den Rummelsburger See.
Nach dem Hafen schliesst sich ein kleiner Park an, der wieder gute Plätze zum Ansitzen bietet. Rechts vor uns sehen wir die beiden Inseln, die sehr zum Angeln einladen, aber nur mit dem Boot zu erreichen sind. Hier sollen es gelegentlich schon Karpfenangler versucht haben, über deren Erfolge weiss ich aber nichts.
Im Sommer werden hier hauptsächlich Aale und Weissfische gefangen, aber im späten Herbst wird der Rummelsburger See zum Rückzugsgebiet der Raubfische aus der Spree. Im letzten Winter sollen hier sehr viele Zander gefangen worden sein, leider war ich aber nicht dabei, um es zu bestätigen. Aber im Winter 1991 war ich mal abends da und ein Bootsangler brachte einen 98er Zander mit, den er eben auf Köfi gefangen hatte.
Auch wenn es nicht jedermans Sache ist, mit den Wohnsiedlungen im Rücken zu angeln, der Rummelburger See lohnt einen Besuch auf jeden Fall. Hier kann man auch abends noch schnell vorbeifahren, um ein bisschen zu blinkern und wer weiss, vielleicht beisst ja der Riesenzander. ...

Blick auf die Ostseite der Bucht

Dünnes Eis auf der Bucht

Eine der beiden Inseln

Wels in der Oder

01.12.2008, Autor: Jürgen

Links:

Ein sehr guter Artikel beim Barschalarm
Ein bisschen Geschichte

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