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Zum Thema Aal

Da ich sein Fleisch nicht gerne esse, ist der Aal eigentlich kein Zielfisch für mich. Wenn man aber im Sommer nachts unterwegs ist, dann geht man eben auf Aal, Zander oder Wels und da es die beiden Letzteren nicht überall gibt, geh ich auch manchmal auf Aal.

Aber mit einem leicht schlechten Gewissen. Denn eigentlich steht der Aal bei mir seit langem auf der Roten Liste. Seit Jahren geistern die Meldungen vom Aussterben des europäischen Aals durch die Medien, in den Foren klagen die Aalangler über ständig zurückgehende Fänge und die Fischer kommen auch längst nicht mehr auf ihren Schnitt.

Meist werden nur noch die Kurzen gefangen, weil überall fleissig besetzt wird. Wie steht es also mit dem Aal bei uns und auf was müssen wir uns in den nächsten Jahren gefasst machen? Viele Experten sind der Meinung, das die intensive Fischerei auf die so genannten Glasaale den Bestand bedroht.

Laut einer Studie des ICES gehen in Europa nur noch drei bis fünf Prozent des langjährigen Durchschnittsfangs ins Netz. Die Glasaale werden als Delikatesse nach Asien verkauft.
Dem widersprechen Forscher des Fischereiinstituts der Landesforschungsanstalt Mecklenburg-Vorpommern. Obwohl über die wirklichen Ursachen noch gerätselt wird, führen die Forscher mehrere Faktoren ins Feld:
So wird eine schwache Verschiebung des Golfstroms nach Norden als eine mögliche Ursache angeführt. Die Jungaale könnten so unsere Flussmündungen nicht mehr erreichen. Unter Verdacht steht auch der Schwimmblasenwurm Anguillicola crassus, sowie die Vermehrung des Kormorans und die Turbinen der Wasserkraftwerke, die bei den abwandernden Aalen zu hohen Verlusten führen. Statt eines Verbots des Aalfangs fordern sie, abflusslose Teiche und Seen nicht mehr zu besetzen, weil hier keine Aale Abwandern können.

Ohne den Besatz durch die Angelvereine gäbe es bei uns ohnehin kaum noch Aale, meint Diplombiologe Bernd Wölbern im Deutschlandrundbrief (3/2000). 2002 dann hat der holländische Berufsfischerverband einen großen Schritt Richtung Aalbestandspflege gemacht und dem Landwirtschaftsministerium einen vorläufigen Aalbehandlungsplan eingereicht, der als Anstoss für die gesamteuropäische Situation dienen sollte. Dies hat auch funktioniert.
Alarmiert durch eine Studie des ICES hat die Kommission der Europäischen Gemeinschaften im Jahr 2003 eine Mitteilung an den Rat und das Europäische Parlament veröffentlicht, das die Entwicklung eines gemeinsamen Aktionsplanes zur Bewirtschaftung des Europäischen Aals beinhaltet. Als Sofortmassnahmen werden vorgeschlagen:

"-Fangverbot in bestimmten Gebieten für bestimmte Entwicklungsstadien
-zulässige Gesamtfangmengen
-vorgeschriebene technische Massnahmen
-vorgeschriebene Anlandegrößen
-Schonzeiten
-Schongebiete
-Fanglizenzen für Fischer
-Stärkung lokaler Bestände durch Besatz
-Initiativen zur Habitatssanierung"
und als besonders dringend:
"-ein Verbot aller Fischereitätigkeiten, bei denen Blankaal mitgefangen wird;
-Erleichterungen für flussabwärts wandernde Blankaale."

Weiterhin soll sichergestellt werden, dass "genügend Glasaale in die Lebensräume der Gelbaale aufsteigen" und das "genügend Gelbaale die gezielte Befischung überleben"
Vor allem gegen die Schonzeiten und Fangverbote wehrt sich nun der deutsche Fischereiverband in einem Beschluss seiner Mitgliederversammlung im Oktober 2004 und fordert statt dessen: Sicherstellung des Glasaalbesatzbedarfs für alle offenen Binnengewässer Europas, Gewährleistung einer Förderung und Massnahmen zur Senkung der Mortalität.
Damit steht er ja auch nicht weit weg von den vorgeschlagenen Massnahmen der EU.
Jetzt haben wir schon 2005 und viel hat sich nicht getan. Zumindest in Mecklenburg-Vorpommern steht der Ostseeaal seit 2003 auf der Roten Liste, die anderen Ländern tun sich aber offensichtlich sehr schwer mit solchen Lösungen.

Wir als Angler sind sowieso das letzte Glied in der Kette und haben wenig zu sagen, auch wenn es gerade die Angelvereine sind, die massenhaft Aalbesatz betreiben. Beim Querlesen all der Aalthreads in den Angelforen habe ich den Eindruck gewonnen, dass durchaus noch Aale in ansehnlichen Mengen gefangen werden. Aber nur in manchen Gebieten. Andernorts gehen viele Angler oft leer nach Hause, oder fangen so wie ich in letzter Zeit nur noch kurze Strippen, die man dann möglichst schonend wieder zurücksetzt.

Vielleicht ist es jetzt an der Zeit, dem Aal erstmal gute Besserung zu wünschen und öfter mal gezielt auf Wels zu angeln, der vermehrt sich ja anscheinend prächtig in unseren Gewässern.

Wels in der Oder

01.12.2008, Autor: Jürgen

Links:

EU Aktionsplan

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