Stadtangler.de
STADTANGLER Tagebuch
ANGEL Literatur

Wo gibts denn hier mal ne Buhne?

Da schreibe ich nun schon seit Jahren über Angelplätze an der Oder und dann passiert mir sowas: Bin bei Küstrin an der Oder gelandet, wollte aber weder in Küstrin angeln, noch beim Fischer bei Kuhbrücke, weil es an beiden Stellen keine richtigen Buhnen gibt.
Also Richtung Reitwein losgefahren und bei jeder Gelegenheit den Oderdeich angefahren, um mit einem Blick über den Deich festzustellen, ob sich in erreichbarer Nähe Buhnen befinden. Jedesmal wurde ich mit einem fantastischen Ausblick belohnt, aber erreichbare Buhnen fanden sich keine.

Entweder war der Weg zum Wasser von dichten Schilfwäldern unmöglich gemacht, oder die Buhnen waren wegen des aufkommenden Hochwassers bereits überschwemmt. Da ich über Nacht bleiben wollte, hatte ich auch einiges an Ausrüstung dabei und mit einem gutbepackten Zweiradtrolley kann man auch keine großen Strecken durch den Dschungel machen. Ich war schon fast unten in Lebus, da fiel mir ein, daß ich es hier gar nicht versuchen brauche, weil die Altarme das Erreichen der Buhnen zusätzlich erschweren.

Und bei diesen Wasserständen sind die immer gut gefüllt bzw. bilden sich immer neue, zusammenhängende Arme, so daß es zum Glückspiel wird, hier einen Durchlaß zu finden. Also umgekehrt und den ganzen Weg zurück bis nach Genschmar. Ich hatte in Erinnerung, daß man hier irgendwo gut ans Wasser kommt. Hinter Genschmar liegt das kleine Nest Nieschen und von hier führt eine Strasse buchstäblich bis ans Wasser. Klar, daß hier bereits einige Autos standen, sogar ein Wohnwagen hatte es sich für die Nacht bequem gemacht. Also endlich den Trolley bepackt und einige hundert Meter von den Anderen entfernt die nächste leere Buhne gesucht. Leider war die aber auch schon überschwemmt.

Egal, bleiben wir hier und werfen raus bis an die Strömungskante. So richtig wohl war mir aber nicht mit meinem Angelplatz, weshalb ich mich auf den Weg machte, die anderen Buhnen flussabwärts genauer zu untersuchen. Und siehe da, es fand sich eine, wo man die Nacht noch trockenen Fusses verbringen konnte. Zwar war die Spitze auch schon unter Wasser, aber auf einer kleinen Sandbank war genug Platz für mein Zelt. Also zurück, das Zelt wieder abgebaut und den Trolley erneut beladen, um einige hundert Meter flussabwärts alles erneut aufzubauen.

Mittlerweile war es schon acht und ich beköderte zuerst meine beiden Zanderrutens, bevor ich es mir gemütlich machte. Am Wasser einige Oberflächenaktivität, aber nach dem herrlichen Sonnenuntergang war plötzlich Funkstille. Die Fische hatten das Rauben eingestellt. Um zehn ein kleiner Zupfer an der Rute, aber mit dem Charakter eines Schnurschwimmers.

Jetzt kämpften ich und die beiden Hunde auch mehr mit den Mücken, als daß wir die Ruhe geniessen konnten. Zu Tausenden fielen sie bei jeder Flaute über uns her und der Wind, der den ganzen Tag heftig geblasen hatte, beschloss nun, alle paar Minuten kurz Pause zu machen. Als ich die Hunde ins Zelt schickte, damit sie Ruhe vor der Plage hätten, war dort alles voller ekliger schwarzer Käfer, irgendsowas Wanzenartiges.

Die kamen direkt aus dem Schilf, als ob sie vor dem steigenden Wasser auf der Flucht wären, in das bodenlose Zelt gekrabbelt und krochen in alles, was Schutz bot. Auch in meinen Schlafsack! Also den ganzen Boden ausgeschüttelt, aber mir war klar, ich kann den niemals dicht kriegen, also mussten wir uns mit den Krabblern arrangieren.  An den Ruten tat sich überhaupt nichts mehr, kurz vor eins habe ich sie neu beködert und bin dann schlafen gegangen. Natürlich waren jetzt auch hunderte Mücken ins Zelt gelangt, was den Schlaf einigermassen unruhig machte.

So tief ich mich auch in meinen Schlafsack verkrochen hatte, sie fanden immer einen Weg an mein Ohr. Um halb vier ging dann der Bissanzeiger auf Vollalarm und ich war blitzschnell aus dem Zelt. Dummerweise ohne Hose, wie sich bald herausstellte. An der Angel hing ein Wels von fast dreissig Zentimetern. Hmm, na ganz toll. Der konnte den Köderfisch noch nicht mal schlucken, der Gierhals.

Zurück ins Zelt, nun auch die Beine zerstochen. Um fünf der nächste Run, diesmal zog die Schnur richtig ab. Wieder raus, diesmal mit Hose, wieder ein Wels, auch nicht größer. Immerhin mal Bisse. Also die Ruten neu beködert, Kaffee trinken und abwarten. Leichter Wind, keine Mücken, supergeile Morgenstimmung. Mehr kam auch nicht, um achte habe ich eingepackt und mich auf den langen Weg zurück zum Auto gemacht. 

Es war eine Nacht mit herrlichen Bildern und vielen Geräuschen, den Biber, der uns um drei geweckt hat, habe ich ganz vergessen. Aber leider fischmässig mal wieder typisch Oder, man weiss nie was man fängt.
Wenigstens bin ich nicht Schneider nach Hause gefahren;-)


31.07.2010, Autor: Jürgen

Links:

Hier wird der Platz in der Fischhitparade diskutiert

Kommentar schreiben

2 Kommentare:



zurück zur Übersicht | nächsten Artikel lesen



STADTANGLER Login



Schliessen