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Zweite Etappe der Odertour

 

Gerade rechtzeitig zum Beginn der Raubfischsaison starteten wir am Freitag zur zweiten Etappe unserer Odertour. Zuletzt waren wir in Kuhbrücke beim Fischer ausgestiegen und da begann auch diesmal unsere Reise stromabwärts. Endpunkt dieser Etappe sollte die Fähre Güstebieser Loose sein, insgesamt also ca. 28 Flusskilometer. 

Abb. 1) Den ganzen Tag über konnten wir hunderte von Vögeln beobachten. Schwäne, Gänse, Kraniche, Möwen, alle waren sie unterwegs.

Statt des Kanus hatten wir unser Portaboot mit E-Motor und zwei Batterien dabei. Die erste Überraschung liess nicht lange auf sich warten, unsere Geschwindigkeit war fast zwei Stundenkilometer langsamer, als mit dem Kanu. 

Dafür war unsere ausgewählte Strecke aber ein Stück länger und bei zum Teil recht heftigen Gegenwind fragten wir uns schon bald, wie lange wir wohl unterwegs sein und ob die Batterien für diese lange Strecke ausreichen würden. Wir hatten nämlich überhaupt keine Lust, das nicht sehr spurtreue Portabote mit den Rudern voranzubringen. 

Abb. 2) Das einzige Schiff, das uns den Tag über begegnet ist.

Schon beim ersten Buhnenstop konnte ich einen schönen Fisch haken, der sich aber dummerweise abschütteln konnte, bevor wir auch nur sehen konnten, was denn da zugebissen hat. Bald ging es weiter, die herbstliche Landschaft zog langsam an uns vorbei und überall auf den Buhnen standen Angler. Noch nie zuvor habe ich so viele Angler an der Oder gesehen. Egal ob West- oder Ostufer, auf jeder zweiten Buhne waren Ansitz- oder Spinnangler aktiv. Obwohl mitten am Tag war auch viel Fischaktivität zu hören, hart am Ufer klatschte es immer wieder. 

Gegen 13:30 hatte ich einen harten Biss auf meiner Spinnrute, der Fisch zog sofort Richtung Flussmitte und nahm viel Schnur ab. Das musste ein Wels sein! Zum Glück hatte ich eine Rolle mit 17er Fireline ausgewählt und mit der Cleveland von Yad hatte ich auch eine Rute in der Hand, die einem großen Fisch etwas entgegen setzen konnte. 

Es begann der aufregendste Drill meiner Anglerlaufbahn, gemeinsam mit dem Fisch trieb unser Boot langsam stromab und es zeichnete sich kein Ende des Kampfes ab. Nach ca. einer halben Stunde hatte ich den Fisch nah am Boot und als er zum ersten Mal nach oben kam, fuhr uns ein kleiner Schreck in die Glieder. 

Wie sollten wir dieses Monster landen? Viel zu lang für den Kescher, kein Handschuh weit und breit, wer rechnet schon mit einem Welsbiss... Als der Fisch müde wurde, holte ich ihn nah ans Boot ran und Frank musste todesmutig mit einem Handtuch bewaffnet in sein Maul greifen und den Silurius festhalten. 

Der Fisch war tatsächlich so erschöpft, dass er sich widerstandslos ans Ufer ziehen liess, wo ich schnell eine Abhakmatte unter ihn schob, bevor wir ihn anlandeten. Nach kurzer Versorgung wurde er wieder entlassen und verabschiedete sich langsam und majestätisch in die Tiefe. Endlich hat mich die Oder mal für die vielen Besuche entlohnt. 

Bei bester Laune ging die Fahrt weiter, wir passierten Kienitz, machten noch einige Boxenstopps zum Spinnfischen, ein kleiner Hecht liess sich noch überreden, dann wurde es langsam düster und wir hatten unser Ziel längst noch nicht erreicht. 

 

Aber bevor die Klagen wegen schlechter Routenplanung zu laut wurden, kam hinter einer langgezogenen Kurve die Oderfähre ins Blicklicht und mit dem letzten Abendlicht landeten wir schliesslich an. Das Boot war schnell eingepackt und die Fahrt ging zurück nach Kuhbrücke, wo wir das zweite Auto stehen hatten. 

Abb. 3) Der Fährbereich an der Güstebieser Loose. Hier war der Endpunkt unserer Etappe.

Wegen der ganzen Aufregung um den Fisch haben wir wenig "gearbeitet", also keine Buhnen ausgelotet und nur wenig Marken in das GPS gesetzt. Aber dieser Teil der Route war auch so schön und interessant, dass einer Wiederholung dieser Etappe nichts im Wege steht. 

Vorher wollen wir aber noch den dritten Teil unserer Wunschstrecke abfahren, nämlich von Neulewin bis nach Hohenwutzen. Dann haben wir den Bereich der Oder, wo wir angeltechnisch unterwegs sind, auch mal vom Boot aus gesehen und einige gute Plätze mehr auf unserer Karte. 

 


Wels in der Oder

01.12.2008, Autor: Jürgen

Links:

Hier gibt es mehr Bilder der Etappe

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